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5 Jahre Gemeinwohl

Freitag, 22. Januar 2016
Eine andere Ökonomie ist möglich! Gemeinwohl-Ökonomie und Projekt Bank für Gemeinwohl präsentieren ihre bisherigen Erfolge und weitere Aktivitäten

Die Zeit ist reif für eine Gemeinwohl-Ökonomie und eine Bank für Gemeinwohl. In ihrem 5-jährigen Bestehen verbreitete und organisierte sich die Idee der Gemeinwohl-Ökonomie in bereits 50 Ländern. Fast 2.000 Unternehmen haben sich der Bewegung angeschlossen, 70.000 verkaufte Gemeinwohl-Ökonomie-Bücher und erste Gemeinwohl-Gemeinden zeigen die große Resonanz des Modells in der Bevölkerung.

Auch die Gründung der Bank für Gemeinwohl, die seit 2010 vorangetrieben wird, hat im vergangenen Jahr große Dynamik gewonnen. Derzeit umfasst die Genossenschaft fast 2.800 Mitglieder, die ein Startkapital von zwei Millionen Euro bereit gestellt haben.

Mitschnitt des Pressegesprächs

Eine andere Ökonomie ist möglich

 

(Wien, am 21. Jänner 2016) In einer Pressekonferenz in den Räumlichkeiten des Projektes Bank für Gemeinwohl in Wien präsentierten dieses erste ethische Alternativbank-Projekt und die Gemeinwohl-Ökonomie die Erfolge ihrer ersten 5 Jahre und informierten über die weiteren Schritte.

Projekt Bank für Gemeinwohl vor Start

Das Projekt einer Bank für Gemeinwohl startete 2010 als Verein tatkräftiger Menschen, die entschlossen waren, sich für einen Wandel am österreichischen Finanzmarkt persönlich zu engagieren. Durch die Bankenkrise hatte ein großer Vertrauensbruch stattgefunden. Nun sollte eine Bank in Österreich entstehen, die dieses Vertrauen wieder herstellt und zu den ursprünglichen Kerngeschäften von Geldinstituten zurückkehrt: Kredite, Sparen, Zahlungsverkehr.

„Wir werden eine Bank sein, die nicht zockt und die ihren Kunden transparent macht, was mit den anvertrauten Geldern passiert. Wir werden Projekte unterstützen, die dem Gemeinwohl dienen, wie zum Beispiel alternative Energie, Wohnprojekte und Bildungsinitiativen“, erläuterte Vorständin Christine Tschütscher die Pläne der zukünftigen Bank. 

2 Millionen an Startkapital geschafft 

In den letzten 5 Jahren ist viel passiert: 2012 wurde vom strategischen Banken-Consultant Ralf Widtmann ein Business Plan entwickelt. 2014 wurde die Bank als Freie Genossenschaft eingetragen, seither schreitet die Gründung voran. Im zweiten Halbjahr 2015 wurden von rund 2.800 Privatpersonen knapp zwei Millionen Euro an Startkapital gezeichnet.

Diese Genossenschafterinnen und Genossenschafter werden Teil einer visionären Community und können im Rahmen von Abstimmungen und Versammlungen die Entwicklungen der Bank mitgestalten. Ab 200 Euro ist jede und jeder eingeladen, die Bank mitzugründen. Zum kürzlich gewählten Aufsichtsrat zählen mehrere Bankvorstände anderer Institute – ein Zeichen dafür, dass die Gründung der ersten ethischen Alternativbank in Österreich auch in der zukünftigen KollegInnenschaft Rückhalt findet. Sobald sechs Millionen Euro Startkapital erreicht sind, wird der Banklizensierungsprozess bei der österreichischen Finanzmarktaufsicht FMA begonnen. Demnächst wird der neue Vorstand Marktfolge präsentiert.

Weltweite Verbreitung der Gemeinwohl-Ökonomie

„Die rasche Verbreitung der Idee der Gemeinwohl-Ökonomie zeigt die länderübergreifende Sehnsucht der Menschen nach einem neuen, ethischen Wirtschaftssystem, das uns Menschen und dem Gemeinwohl, dient“, sagte Christian Felber, Buchautor und Mitinitiator der Gemeinwohl-Bewegung. Statt rücksichtsloser Profitmaximierung soll das Wohl aller Menschen und die ökologische Verantwortung im Mittelpunkt stehen.

Am Beginn der Bewegung im Jahr 2010 in Österreich standen 12 engagierte Unternehmen, die gemeinsam mit Christian Felber das Modell der Gemeinwohl-Ökonomie entwickelten. Ausgehend von Wien hat sich die Gemeinwohl-Ökonomie in 5 Jahren weltweit verbreitet: Fast 2.000 Unternehmen, über 250 Vereine, rund 20 Gemeinden und mehr als 6.000 Privatpersonen unterstützen aktiv die Bewegung. In mehr als 100 lokalen Gemeinwohl-Gruppen wird aktuell die Gemeinwohl-Idee verbreitet und weiterentwickelt. Der ergebnisoffene Weg zu einer gemeinwohlorientierten Wirtschaftsordnung soll so langfristig in demokratischen Wirtschaftskonventen entwickelt, vom Volk als Souverän entschieden und in den nationalen Verfassungen und EU-Verträgen verankert werden.

Gemeinwohlökonomie-Projekte in Forschung, Politik und Gemeinden

Beispiel Gemeinden: Die drei spanischen Gemeinden Miranda de Azán (Salamanca), Carcaboso (Extremadura) und Orendain (Baskenland) sind die ersten Gemeinwohl-Gemeinden Spaniens. In Südtirol bilden die vier Gemeinden Laas, Mals, Latsch und Schlanders die weltweit erste Gemeinwohl-Region. Ziel der Gemeinwohl-Ökonomie ist es, auf kommunaler Ebene mit Wirtschaftskonventen Praxiserfahrung für einen demokratischen Prozess zur Neuformulierung des Wirtschaftsteils der Verfassung zu sammeln.

Gemeinwohl-Fest am 13. Februar 2016 im Volkstheater Wien

Anlässlich ihres 5-jährigen Bestehens feiern die Gemeinwohl-Ökonomie und das Projekt Bank für Gemeinwohl ein Gemeinwohl-Fest im Wiener Volkstheater mit prominenten internationalen Gästen aus Wirtschaft, Politik und Kultur.

Beginn: 18.00 Uhr, Programm:

·   Performances internationaler Künstlerinnen und Künstler
u.a. mit Konstantin Wecker, Josef Hader, dem Klangforum Wien, Tatiana Rasa, Artemis Stavridi & Christian Felber u.v.m.

·   Politisches Gespräch mit Vordenkerinnen und Vordenkern, Praktikerinnen und Praktikern und Gemeinwohlbewegten, u.a. mit Antje von Dewitz (Geschäftsführerin VAUDE), Ulrike Herrmann (Wirtschaftsjournalistin und Publizistin), Helmut Lind (Vorstandsvorsitzender Sparda Bank München), Vandana Shiva (soziale Aktivistin, Alternativnobelpreisträgerin), Ha Vinh Tho (Leiter des Zentrums für Bruttonationalglück Bhutan)

·   Gemeinsames Feiern von 22.00 - 02.00 Uhr
Plaudern, Feiern, Tanzen ...

Der Reinerlös fließt in Projekte und in die Weiterentwicklung der Gemeinwohl-Ökonomie. Informationen und Tickets (€ 80,- bis € 300,- inkl. Freigetränke und Fingerfood) unter: www.ecogood.org/gemeinwohl-fest

 

UnternehmerInnen- und ExpertInnen-Zitate bei der Pressekonferenz:

Claudia Gutmann, Gemeinwohl-Beauftragte der Fachhochschule Burgenland:

Wir sind zwar stolz auf unserer Vorreiterrolle, als erste Hochschule Österreichs (und erste Fachhochschule Europas) eine Gemeinwohl-Bilanz erstellt zu haben. Gerade wir als öffentliche Organisation, die sich nicht am Gewinnstreben orientieren muss, sind prädestiniert dafür als Pioniere die Werte der Gemeinwohl-Ökonomie zu leben und in Form der Gemeinwohl-Bilanz auch zu dokumentieren.

Prof. Dr. Gerald Hüther, Neurobiologe, Buchautor, Botschafter der Gemeinwohl-Ökonomie:

Wenn im Gehirn eines jeden Menschen ein weitaus größeres Vernetzungspotenzial angelegt ist, als wir uns das bisher vorstellen könnten, so sollten wir unser Zusammenleben so gestalten, dass sich dieses Potenzial auch wirklich entfalten kann. Es wird Zeit, dass wir uns gemeinsam mit anderen auf den Weg machen. Nicht nur in Schulen, auch in Kommunen und in Unternehmen. Damit wir zu dem werden, was wir sein könnten: eine menschliche Gemeinschaft.

Dr. Ha Vinh Tho, Leiter des Zentrums für Bruttonationalglück in Bhutan:

Solange es keine Alternative gibt, wissen es die Menschen nicht besser. Daher ist das Nachdenken über ein alternatives Wirtschaftssystem sehr wichtig. Im Westen kommt das mehr von der Zivilgesellschaft, nicht von der Politik. Denken Sie an Umweltschutzbewegungen oder die Gemeinwohl-Ökonomie.“

Josef Umathum, ökologischer Weinbauer, Bank für Gemeinwohl-Genossenschafter:

Seit etwa einem Jahr bin ich mit meinem Weingut Genossenschafts-Mitglied bei der Bank für Gemeinwohl. Der Erfolg eines Unternehmens wird in unserer Gesellschaft immer nur in nackten Zahlen gemessen, dabei sind es ganz andere Werte, die den Betriebserfolg aufzeigen – gesunder Boden, lebendige Pflanzen, Biodiversität, engagierte Mitarbeiter. Gerade heute brauchen wir mehr von diesem Gemeinwohl und daher unterstütze ich dieses Projekt.

 

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