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"... wie eine Siedlerin, die einen neuen Kontinent entdeckt"

Portrait Susanne Leitner
Montag, 10. Januar 2022

"... wie eine Siedlerin, die einen neuen Kontinent entdeckt"

Susanne Leitner ist eine der Teilnehmer*innen im aktuell laufenden Zertifikatslehrgang Geld und Gemeinwohl – die Finanzwelt verstehen und gestalten. Ein spontaner Impuls und ihre Intuition haben sie zur Teilnahme bewegt – wie könnte es anders sein, wenn man in der eigenen Lebenssituation Geld als Thema so gar nicht auf dem Schirm hat.

 

Liebe Susanne, was bedeutet Geld für dich?

Auf einer intellektuellen Ebene ist Geld einfach ein Mittel, um Dinge zu ermöglichen, zu erschaffen und ein gutes Leben zu ermöglichen. Auf einer emotionalen Ebene ist es ein Stressfaktor. Ich habe früh gelernt, dass die Sorge ums liebe Geld allgegenwärtig ist und ein angstfreies Leben verunmöglicht. Meine diesbezügliche Lösung war, nicht so genau hinzuschauen und trotzdem zu tun, was mir Freude macht – begleitet von regelmäßig wiederkehrenden Angstzuständen, die durch meine Selbständigkeit befeuert werden. Seit ich beginne, mehr über Geld und unser Geldsystem zu wissen, kann ich dieser Angst etwas entgegensetzen. Sie ist natürlich nicht weg, da die Verankerung sehr früh auf körperlicher und emotionaler Ebene passiert ist, aber manchmal fühle ich mich wie eine Siedlerin, die einen neuen Kontinent entdeckt und erobert, und die mit jeder neuen Entdeckung stärker und unerschrockener wird.

 

Was bedeutet Gemeinwohl für dich?

Ich habe letztens eine Tasche geschenkt bekommen mit der Aufschrift: „Was fehlt, wenn alles da ist?" Ich sehe diesen Gedanken als Auftrag für uns alle.
Das Wohlergehen jedes einzelnen innerhalb der Gemeinschaft ist das Ziel – welch ein schöner Gedanke! Dass so viele Leute aktiv daran arbeiten, stimmt mich froh, auch wenn gefühlt alles viel zu langsam geht und realpolitisch diese Idee als Utopie erscheint (an dieser Stelle werde ich sehr zornig, da noch immer Klientel- und Machtpolitik eine neue Ökonomie verhindern). Trotzdem bin ich zuversichtlich, dass die Entwicklung hin zu einer Gemeinwohlökonomie nicht mehr aufzuhalten ist.

 

Wie bist du auf die Idee gekommen, an unserem Zertifikatslehrgang teilzunehmen?

Das war eine sehr spontane Entscheidung. Ich habe im Newsletter davon gelesen und mir gedacht, das klingt wahnsinnig interessant. Ich war schon seit zwei, drei Jahren auf der Suche nach einer Ausbildung oder Fortbildung, die mich interessiert und meinen Horizont in eine ganz andere Richtung erweitert. Die Anmeldung hat dann noch etwas gedauert – das "liebe Geld" hat mich noch zögern und zaudern lassen.

 

Wie verbindest du die Erkenntnisse mit deiner persönlichen Lebensrealität?

Momentan rede ich viel mit Freund*innen über all die neuen Erkenntnisse. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich Zusammenhänge erst dann verstehe, wenn ich sie auch anderen erklären kann. Es ist unglaublich, wieviel Unkenntnis bei mir und anderen über das Thema Geld, was es ist und wie es funktioniert, vorherrscht. Meine Generation scheint nur eines wirklich darüber verinnerlicht zu haben: 1. Geld muss mehr werden. 2. Geld macht glücklich, wenn man rechtzeitig d'rauf schaut, dass man's hat, wenn man's braucht (diesen Satz hat Joschi Kirschner in einem Raiffeisen-Werbespot der Nation eingehämmert). 3. Die Wirtschaft muss wachsen.

Als Sängerin und Schauspielerin erarbeite ich regelmäßige Programme für meine Kunstfigur „Frau Eveline und die letzten Kavaliere". Angesiedelt an der Schnittstelle zwischen Musik, Theater und Kabarett sind Performance und Inszenierung ein wichtiger Teil des musikalischen Konzepts. Für die Abschlussarbeit habe ich mir ein Programm über "Geld ein Versprechen" (Arbeitstitel) vorgenommen. Momentan bin ich am Ideenfischen, Lesen, Nachdenken und natürlich Zweifeln – wie könnte es anders sein, in einem kreativen Prozess! Mein Ziel ist es, möglichst viel Wissen auf unterhaltsame und humorige Weise mithilfe von Liedern und kabarettistischen Einlagen unter die Leut' zu bringen.

 

Wem würdest du den Lehrgang empfehlen?

Ich würde den Lehrgang allen Menschen empfehlen. Geld ist so ein zentraler Faktor in unser aller Leben, nicht nur auf der Ebene von haben oder nicht haben, sondern auf emotionaler, mentaler und körperlicher Ebene. Das Tolle ist, dass in diesem Lehrgang all diese Aspekte auf unterschiedlichsten Ebenen beleuchtet werden.

 

Danke!