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Geld gemeinsam gestalten – mit Monika Herz

Portrait Monika Herz
Dienstag, 28. September 2021

Geld gemeinsam gestalten – mit Monika Herz

Monika Herz aus Peißenberg in Bayern ist über den Online-Kompaktkurs „Geld und Demokratie“ zur Genossenschaft für Gemeinwohl gestoßen und seit August auch Mitglied. Sie bringt sich nun aktiv in der Gruppe „Gemeinwohlkonten-Offensive“ ein. Wer sie ist und wie sie über Geld denkt, legt sie in diesem wie wir finden sehr erfrischenden Blogbeitrag dar!

 

Was bedeutet Geld für mich?
Es ist schön, wenn man genug davon hat und es ist ziemlich stressig, wenn das nicht der Fall ist. Genug Geld zu haben, muss nicht unbedingt heißen, viel Geld zu haben. Eher meine ich damit, genug Geld um die grundlegenden Bedürfnisse zu stillen.
Geld ist also ein Werkzeug, um angemessene Bedürfnisse zu befriedigen.

 

Warum dieses Werkzeug bei Gebrauch dazu führt, dass bei manchen Geld im Übermaß landet während andere darben  – diese Frage treibt mich schon seit Jahrzehnten um. Ich versuchte, die Hintergründe zu verstehen, aber das war anfangs sehr schwierig. Also für mich war es schwierig. Diese unverständlichen Worte! Das erste Buch, das ich einigermaßen verstehen konnte, war das Werk von Brigitte Cornelius „Die zinsfreie Wirtschaftsordnung“. Sie ist schon lange tot. Eines Tages lag sie tot in ihrem Bett, in ihrem kleinen Häuschen in dem großen Garten mit Johannisbeersträuchern, nahe am Ammersee. Ich hatte sie interviewt für unsere „Alternativ-Zeitung“ namens OHA. Als ich Brigitte dann (Kraft meines damaligen Ehrenamtes als Mitglied des Landesvorstands der Grünen in Bayern) mitsamt ihrem Werk später den Grünen vorstellte, war da allseits Befremden. Denn Brigitte war eine skurille Persönlichkeit, sie dichtete unsagbar heroische Verse und meinte das noch ernst. Als sie mich das letzte Mal besuchte, sprach sie davon, dass sie angefangen habe, Astralreisen zu üben. Vielleicht ist sie von einer ihrer Reisen dann nicht zurückkehrt.

 

Wovon erzähl ich euch eigentlich hier? Von esoterischen Spinnerinnen? Ob das jemand wissen will?

 

Meine Freude war groß, als ich 2004 vom „Chiemgauer“ hörte, und ich engagierte mich dann bis 2012 in der Regiogeld-Bewegung. In dieser Zeit hab ich auch Christian Felber kennengelernt, einen Vortrag mit ihm organisiert und ein Gemeinwohl-Feld bei uns rings um Weilheim mitbegründet.

 

Ich unterscheide innerlich zwischen „altem Geld“ und „neuem Geld“. Das Alte Geld ist das historisch gewachsene Geld, das immer noch im Umlauf ist. In einer möglichen Zukunft wird es allmählich und ganz sanft abgelöst vom Neuen Geld. Wir hatten in der Regiogeld-Szene viele Namen für Geld, vom „Sterntaler“ über den „Ammerlech-Taler“ und das „Rheingold“, und verschiedene Konzepte wie etwa Euro-Deckung oder Arbeitszeit-Deckung. Wir diskutierten über Geldschöpfung, zinsfreie Modelle und Umlaufsicherung. Die Umlaufsicherung (in Form von Negativ-Zins auf brachliegende Guthaben) und die Zinsfreiheit hat die Bundesregierung inzwischen umgesetzt. Allerdings – wie es oft so ist – nicht so, wie wir das gemeint hatten. Der Vorteil ist – und es erstaunt mich immer wieder: Die Menschen haben sich daran gewöhnt, dass es so etwas wie Negativ-Zinsen gibt. Vor 10 Jahren war das noch ein absolutes NO GO! Was noch fehlt, ist der größte Brocken: Die Geldschöpfung. Inzwischen wissen allerdings auch schon in diesem Bereich viele Menschen Bescheid.

 

Das Geldsystem in seiner alten Form ist für mich ein historisch gewachsenes Unrecht-System. So wie es jetzt ist, bedarf Geld dringend einer Neu-Gestaltung – und ich hab jetzt wieder Lust bekommen, da mitzuwirken. Der Kurs „Geld und Demokratie“ hat mich angetriggert, wieder aktiv zu werden. Deshalb bin ich jetzt auch hier in der Genossenschaft für Gemeinwohl gelandet.

 

Gemeinwohl ist ja ein allgemein verständliches Wort. Man weiß doch, was damit gemeint ist, ohne dass man es erklären müsste. Zum Wohle aller. Für mich ruft das Wort Gemeinwohl ein innewohnendes sehr altes Wissen hervor. Spontan verständlich. So kommt es mir vor.

 

Geld und Gemeinwohl passen in einer zukünftigen Welt ausgezeichnet zusammen. In gewisser Weise geht es darum, die Ziele unserer Verfassungen zu erreichen. In der Bayrischen Verfassung stehen ja durchaus euphorisierende, verzückende Texte ;-) die nach Verwirklichung rufen. Ganz vorne der Artikel 151. (1) Die gesamte wirtschaftliche Tätigkeit dient dem Gemeinwohl, insbesonders der Gewährleistung eines menschenwürdigen Daseins für alle und der allmählichen Erhöhung der Lebenshaltung aller Volksschichten.
Nur ein kleiner Grammatikfehler hat sich eingeschlichen, zumindest nach den Grammatikregeln der künstlichen Intelligenz, mit der ich hier arbeite und diesen Text entstehen lasse.
Insbesondere – nicht insbesonders – müsste es heißen. Was bedeutet das Wort? Ganz besonders! Ausdrücklich deswegen! In erster Linie!

 

Klingt das nicht wunderbar? Ist das Ziel etwa schon erreicht? Nein. Es sind nämlich nicht alle „Volksschichten“ in ein menschenwürdiges Dasein versetzt worden. Es gibt große Minderheiten, genau genommen eher Mehrheiten wie etwa H4-Menschen in Deutschland oder Alte oder Studenten mit geringverdienenden Eltern oder gar Flüchtlinge. Oder Gefangene. Und deren Kinder. Was genau ist menschenwürdig? Zu dem Thema können wir gerne einen philosophischen Salon eröffnen. Was ist die Ursache? Schon wieder bin ich beim Geld. Weil Geld aus mysteriösen Gründen immer wieder dorthin fließt, wo es im Übermaß vorhanden ist.

 

Man muss nur den Geldfluss nach den Krisen betrachten: 2008 Finanzkrise – wer war danach noch reicher als zuvor? 2020/2021 Coronakrise – wer war danach reicher als zuvor? Also komisch ist das schon. Oder?

 

Das Problem ist, dass man das Problem mit dem Geldsystem politisch lösen muss, weil: Wie sonst? – und weil von unseren etablierten Politikern nicht zu erwarten ist, dass sie das Problem erkennen, geschweige denn, dass sie es angehen, müssen wir es eben doch selber tun.

 

In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein „Gemeinwohl-Geld“ – möglichst schnell und so einfach gestrickt, dass ich es auch versteh!
Kurz gesagt, und weil Joseph Beuys dieses Jahr 100 Jahre alt geworden wäre: Geld ist doch keine Ware! Sondern ein Mittel, mit dem man ein menschenwürdiges Dasein gewährleisten kann. Auch Arbeit ist natürlich keine Ware! Arbeit ist doch dazu da, mich als Mensch zu veredeln, indem ich in Kontakt trete und meine Fähigkeiten einbringe und weiter entwickle. Ach!

 

Schon könnte ich mich wieder aufregen! Wenn Arbeit zu gemeinwohl-schädigender Sklaverei verkommt! Verdammt nochmal. Damit muss endlich Schluss sein!
Deshalb mach ich jetzt auch Schluss für heute morgen. Draußen ist die Sonne schon aufgegangen.  

 

 

Wenn du mehr über die Gemeinwohlkonten-Offensive wissen möchtest, schreib bitte ein Mail an info@gemeinwohl.coop! Wir vernetzen dich.