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Geld gemeinsam gestalten – mit Edith Bauer-Wolf & Team

Montag, 3. Januar 2022

Geld gemeinsam gestalten – mit Edith Bauer-Wolf & Team

Vor nicht allzulanger Zeit haben wir einen Unterstützungsaufruf in Sachen Grafikdesign verbreitet. Wenige Tage später meldete sich Genossenschaftsmitglied Edith Bauer-Wolf, die uns mit ihrer Agentur in stressigen Zeiten unter die Arme greifen kann. Die Freude ist groß, für unsere Kommunikationsleiterin Anna Erber war es ein Wiederhören mit einer beeindruckenden Frau, die sie vor einigen Jahren in einem anderen Kontext als ebenso zielstrebig wie herzlich kennenlernen durfte.

 

Liebe Edith, was bedeutet Geld für dich?

 

Geld ist eine Erfindung der Menschen um Dinge und Dienstleistungen zu tauschen ... prinzipiell ja sehr praktisch.
Es kommt wie bei allem darauf an, was wir daraus machen, und so gibts auch beim Geld konstruktive Wege – z.B. können wir damit schöne Projekte manifestieren, aber auch sehr destruktive Verwendungen wie wir es täglich in den Medien sehn. Ich selbst war immer sehr vorsorgend und achtsam mit Geld, wahrscheinlich weil in meiner Herkunftsfamilie Geld mit Sicherheit gleichgesetzt war und auch ein Ausdruck von Liebe, aber auch von Macht. Heute seh ich das Thema Geld entspannter, weil ich diese Verknüpfungen nicht mehr habe. Ich freue mich wenn ich die Möglichkeit habe, mit Geld schöne Projekte zu unterstützen und etwas Gutes für mein Umfeld zu tun. Es ist auch sehr spannend für mich zu erforschen, wie wir in Zukunft mit dem Thema Geld umgehn können und welche Möglichkeiten wir haben, das von uns selbst geschaffene System so zu verändern, dass es wieder zum Wohle der Menschen und unserer Erde dient.

Das bringt mich gleich zur nächsten Frage: Was bedeutet Gemeinwohl für dich?
 

Gemeinwohl bedeutet für mich vor allem darauf zu achten, wie ich lebe und mit anderen Menschen und dem Planeten umgehe. Sei es im privaten oder im beruflichen Setting. Das beginnt damit, wo und was ich einkaufe, dass ich den Müll trenne, wie ich mit Ressourcen umgehe, aber auch wofür mein Erspartes eingesetzt wird. Deshalb bin ich auch 2021 der Genossenschaft für Gemeinwohl beigetreten und hab auch schon bei einigen Crowdfundingprojekten mitgemacht. Es ist gerade die Zeit, in der die Menschen erkennen, wie eng wir alle miteinander verbunden sind, und dass es in unser aller Interesse ist, dass es jedem einzelnen gut geht. Im Moment ist vieles im Argen auf der Welt, doch ich sehe Krisen als große Chance für Veränderungen und bin sicher, dass dadurch vieles Neues entstehn wird.

Dürfen wir etwas mehr von dir erfahren, und warum du dich für einen Wandel im Geld- und Finanzwesen engagierst?

 

Ich bin seit 25 Jahren selbstständig und habe eine kleine Grafikdesign-Agentur mit vier Mitarbeiterinnen (www.bauer-wolf.agency). Wir arbeiten für sehr unterschiedliche Unternehmen in den verschiedensten Branchen, und ich sehe auch bei den Kunden das Bemühen, Dinge zum Positiven zu verändern. Je grösser das Unternehmen, umso langsamer scheint eine Kursänderung möglich zu sein. Es freut mich, bei unseren bestehenden Kunden diesen Wandel mitzubegleiten. Unser Wunsch ist es auch, mehr und mehr Firmen zu betreuen und mit unserer Kreativität zu unterstützen, die gute neue Ideen haben und die es auf der Welt ein Stück schöner, nachhaltiger und gesünder machen wollen.
 
Wir selbst haben auch letztes Jahr ein Projekt umgesetzt, das mir sehr am Herzen liegt. Wir haben ein kleines Tinyhouse Hotel in Mauerbach errichtet mit zwei wunderschönen Wohnwagons aus Holz. Nachhaltig gebaute Minihäuser auf Rädern, die soweit autark wie möglich die Gelegenheit geben sollen, das Leben im Kleinformat mit möglichst geringem Ressourcenaufwand auszuprobieren (Tinyhouse-Hotel Mauerbach: www.schneeweisschenundrosenrot.at). Die Firma Wohnwagon war es auch, durch die ich vor vielen Jahren das erste mal Kontakt mit alternativen Finanzierungsmöglichkeiten hatte. Ich war von der Idee der Tinyhäuser sehr begeistert und hab das Crowdfunding für den Prototyp "Fanni" mitfinanziert.

Ich sehe enormes Potential in Crowdfunding, Mikrokrediten und Vermögenspools. Das Finanzsystem hat sich leider sehr ad absurdum geführt und dient den Menschen in vielen Bereichen nicht mehr wie es sollte. Dadurch entstehen neue Ideen wie auch die Genossenschaft für Gemeinwohl. Sie ist eine wunderbare Plattform und hat sicher durch ihre Vorbildwirkung auch andere Banken schon inspiriert.

Wer weiß, vielleicht kann das nächste große Projekt, das einige Menschen in meinem Freundeskreis gerade planen, in nächster Zeit auch über alternative Finanzierungsmodelle entstehen. Wir haben die Idee eines Tinyhouse-Dorfes und sind auf der Suche nach dem geeigneten Platz und der Finanzierung dieses Modellprojektes für nachhaltiges, autarkes Wohnen. Darauf freu ich mich schon sehr!