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Crowdfunding für "Bienenlieb": Zwei Jahre danach

Bienenlieb Honigernte
Sonntag, 13. Februar 2022

Crowdfunding für "Bienenlieb": Zwei Jahre danach

Die Bestäubungsleistung durch Bienen – und damit deren Rolle in der Lebensmittelproduktion – rückt immer mehr ins Zentrum der allgemeinen Aufmerksamkeit. Die Bienen brauchen uns Menschen nicht unbedingt, aber wir sie schon! Das Bienenlieb-Team rund um Daniel Pfeifenberger hat im Sommer 2019 den Bienenhof Salzburg gegründet. Dieser wird zu einem Schulungs- und Weiterbildungszentrum für Naturinteressierte und Imker*innen ausgebaut. Über Crowdfunding für Gemeinwohl kamen damals als Starthilfe über 198.900 Euro per Nachrangdarlehen zusammen. Wie es dem Projekt seither ergangen ist, erzählte Daniel Elisabeth Blum im Interview.

 

Lieber Daniel, wie geht es dem Bienenhof? Was gibt es Neues zu berichten?

Dem Bienenhof geht es grundsätzlich gut, auch wenn die Corona-Pandemie ein paar Monate nach dem Start im Sommer 2019 eine extreme Herausforderung ist. Eigentlich konnten wir bisher nicht wie geplant arbeiten und unser Konzept durchziehen. Von daher ist es fast ein Wunder, dass wir immer noch im Sattel sitzen ;-)

 

Welche Möglichkeiten haben sich durch das Crowdfunding ergeben?

Wir haben eine vielschichtige Finanzierung – mit viel Eigenmitteln, einem großen Sponsor, dem Crowdfunding und einem Bankkredit. Ohne diese Kombination hätten wir die Mittel nicht aufbringen können, und jeder der Bausteine hat den anderen unterstützt. Damit meine ich, ohne Eigenmittel hätte der Sponsor nicht mitgemacht, ohne Sponsor und Crowdfunding die Bank nicht.

 

Wie beeinflussen die Corona-Maßnahmen den Betrieb?

Im ersten Lockdown im März 2020 wussten wir ja wie alle nicht, was auf uns zukommt. Es war ein kleiner Schock, aber wir haben uns keine großen Sorgen gemacht. Arbeit war genug da, nur die Kunden sind ausgeblieben. Durch die Versprechen der Regierung und mit Unterstützung unserer Hausbank haben wir einen zusätzlichen aws-Kredit über 300.000 Euro bekommen, um den Einnahmenverlust im Jahr 2020 auszugleichen. Parallel haben wir versucht, das Beste aus der Situation zu machen und Teilbereiche umzustellen. So haben wir beispielsweise sehr viele Schulungen Online gemacht und die imker.ag gegründet. Das ist die Schule der österreichischen und deutschen Erwerbsimker – die wir als Bienenlieb für die beiden Verbände aufgebaut haben und betreiben. 2021 haben wir trotz Corona wieder Imker-Ausbildung anbieten können. Mit viel Initiative und dem Engagement unserer Mitarbeiter*innen sind wir so relativ gut durch das Jahr 2021 gekommen, obwohl die Überbrückungsgelder bereits Ende 2020 aufgebraucht waren und unsere geplanten Umsätze durch Workshops, Veranstaltungen und Besucher am Bienenhof nicht stattfinden konnten.
Das gibt uns Hoffnung – wenn wir 2022 unseren eigentlichen Plan mit dem Bienenhof umsetzen können und die neuen Bereiche aus den letzten beiden Jahren weitergeführt werden können.

 

Auch wenn Corona – hoffentlich bald – nicht mehr den Alltag kontrolliert, bleibt uns ein sehr großer Klotz am Bein. Denn die versprochenen Hilfen ("koste es was es wolle") bleiben aus. Über Fixkostenzuschuss etc. haben wir bisher nur rund 5 % der Summe erstattet bekommen, viel mehr ist auch nicht mehr zu erwarten. Und irgendwann ist der aws-Kredit fällig. Hier kommt also noch eine ganz große Aufgabe auf uns zu.

 

Thema Bienensterben: Was gibt es aus deiner Sicht oder Erfahrung darüber zu sagen?

Das "Bienensterben" ist eigentlich ein "Insektensterben". Der Rückgang der Insektenmasse von über 75 % in den letzten 30 Jahren wird noch zu massiven Problemen in vielen Bereichen führen. Wir versuchen hier aktiv aufzuklären und nutzen die Honigbienen als Türöffner. Die Botschaft muss aber ganz klar lauten: Wir brauchen die Insekten, die Insekten brauchen Lebensraum.

 

Ihr hattet eine sehr erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne bei der Plattform Crowdfunding für Gemeinwohl. Welche Tipps möchtest du anderen geben, die so eine Kampagne für ihr eigenes Projekt in Betracht ziehen?

Mein Tipp ist primär, das Konzept von allen Seiten auszuarbeiten. Die Ideologie ist immer da, was oft fehlt sind die Details im Bereich Finanzen, Marketing und Betrieb. Einerseits darf das Budget nicht zu knapp gerechnet werden, sonst scheitert man schon kurz nach dem Start. Anderseits finde ich, es muss auch ganz klar sein, wie und wann Geld eingekommen werden kann. Gemeinnützig zu sein, heißt ja nicht, dass man nicht wirtschaftlich arbeiten muss. Es gilt ganz genauso positiv zu wirtschaften. Nur der Überschuss wird eben anders verwendet.

 

Danke!