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Nachgefragt bei Robert Moser, Vorstand der BfG Genossenschaft

Freitag, 1. Mai 2015 – von

Nachgefragt bei Robert Moser, Vorstand der BfG Genossenschaft

Robert Moser als „Running Man“ zu beschreiben, ist bestimmt kein Fehler – aber eben nur ein Teil der Wahrheit.

Der studierte Betriebswirt hat das Bankgeschäft von Grund auf gelernt und im Sparkassensektor alle Stationen bis zum Vorstand durchlaufen. Nebenbei ist er Ausdauersportler, was man dem austrainierten 58-Jährigen auch ansieht. Er läuft, sitzt am Fahrrad, geht Schitouren oder gleitet in einer Loipe durch die Landschaft -– im Schnitt jeden zweiten Tag.

Es gibt jedoch noch andere Lebenswahrheiten von Robert Moser. Er hat ein Psychologiestudium abgeschlossen und absolviert derzeit die Ausbildung zum Psychotherapeuten. Der Familien-mensch (als Vater zweier erwachsener Töchter ist Moser mittlerweile sechsfacher Großvater) spannt häufig den Bogen zwischen Geist und Körper. Schon als Sparkassen-Vorstand hatte er Schitouren gerne für ausgedehnte Mitarbeiter/-innengespräche mit offenem Bewusstsein und Blick auf den weiten Horizont genutzt.

Als Projektleiter des Projekts Bank für Gemeinwohl und nun auch als Vorstand der BfG Eigentümer/-innen- und Verwaltungsgenossenschaft hat Robert Moser 2014 den weiten Horizont an den neuen Arbeitsplatz  mitgenommen. Was er sagt, ist nicht laut und findet dennoch eine klare Sprache. Moser wägt ab, will „Für & Wider“ kennenlernen und bezieht schließlich pointiert Stellung. Dabei kann er spontan und enthusiastisch sein – insbesondere dann, wenn eine Aufgabenstellung Kreativität statt vorgefertigte Lösungen verlangt. Diese Eigenschaft war auch in den letzten Monaten immer wieder gefragt.

Kannst du von dir behaupten, dass du deine Leidenschaft zu deinem Beruf gemacht hast? Was war dein erster Berufswunsch?

Mein Vater war Kaufmann – und mein Berufswunsch war vor allem, nicht das Gleiche zu machen wie er. Einen konkreten Plan habe ich aber erst in der Handelsakademie entwickelt. Der Wunsch, in die Bank zu gehen, ist ganz stark geworden und ich habe dann meine ersten Erfahrungen als Ferialpraktikant gesammelt. Nach der Matura bin ich ganz in die Bank gegangen.

Ursprünglich hat sich mein Beruf tatsächlich so gestaltet, wie ich mir das vorgestellt habe. Allerdings hat sich die Branche dann in eine Richtung verändert, die nicht zum Besseren war. Früher haben der Kunde und seine Bedürfnisse noch etwas gegolten. Heute geht’s oft nur mehr darum, die Verkaufszahlen ganz bestimmter, vorgefertigter Produkte zu steigern. Dabei sollten wir doch eigentlich Zeit zum Zuhören haben und dann in einer Kombination aus Wissen und Kreativität gemeinsam mit dem Kunden etwas Sinnvolles umsetzen.

Würdest du dich heute bei deiner Berufswahl noch einmal für die Bank entscheiden?

Ja. Ich tu’s gerade wieder. (lacht) Schon in meinem früheren Bankjob haben wir sehr oft die sogenannte ‚Bank auf der grünen Wiese‘ geplant. Zum diesem Thema durfte ich in den letzten Jahren auch mehrfach vor Bankmanager-/innen sprechen. Wir hatten dabei ein Gedankenexperiment angestellt, um herauszufinden, wie wir Sinn finden, Banken neu denken und Spuren hinterlassen können. Beim Projekt Bank für Gemeinwohl setzen wir diese ‚Bank auf der grünen Wiese‘ auch wirklich um. Dass wir von Anfang an über die Produkte und Wege mitentscheiden können, macht unsere große Faszination an diesem Projekt aus.

Was rätst du jungen Menschen, die derzeit überlegen, ob sie in den Bankberuf einsteigen sollen?

In Bewerbungsgesprächen frage ich die Jungen immer, was ihr Traumberuf ist. Wenn sie mir dann einen nennen, rate ich ihnen, das auch zu realisieren. Wenn sie ihr Traum in die Bank führt, kann ich den Beruf daher noch immer empfehlen. Wenn sie aber eigentlich etwas anderes machen wollen, sollten sie die Bank lieber nur als Kunde besuchen.

Was war für dich im Projekt Bank für Gemeinwohl bis jetzt der schönste Erfolg, was war das motivierendste Erlebnis?

Der schönste Erfolg bisher war die Eintragung in das Firmenbuch. Das hatte für uns große Bedeutung als wichtige Basis für die weiteren Schritte. Schöne persönliche Begegnungen mit Menschen im Projekt passieren jeden Tag. Was mir am meisten auffällt: Die Raunzer fehlen. Es gibt keine Menschen im Projekt, die sagen, dass man da halt nichts machen kann. Immer wird nach Möglichkeiten gesucht, wie es vielleicht doch gehen könnte. Deswegen werden wir es am Ende auch schaffen.

„Die besten Dinge im Leben sind nicht die, die man für Geld bekommt“, ist ein Zitat, das Albert Einstein zugeschrieben wird. Was sagt jemand, der sich beruflich mit Geld beschäftigt, dazu?

Ich finde das Zitat gut und kann einiges damit anfangen. Aber ich glaube auch, dass diese Einstellung mit meinem Alter zu tun hat. Eine solche Einschätzung basiert auf einer Weiterentwicklung im Leben und hängt in meinem Fall auch damit zusammen, dass meine Ehefrau sehr selbstständig und meine Kinder erwachsen sind.

Wer aber Kinder zu versorgen hat, Wohnraum für seine Familie schaffen muss und bangt, wie es mit seinem Arbeitsplatz weitergeht, sieht das anders. Da gibt es viele Situationen, in denen es wichtig ist, dass Geld da ist oder zumindest jemand, der damit aushelfen kann. Erfahrungen aus meinem Berufsleben, aber vor allem aus meinen Praktika, die ich immer wieder für meine Psychologie-Ausbildung benötige, haben mir das deutlich gemacht.

Danke für das Gespräch!