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"Gemeinwohl, Geld und regionales Wirtschaften" - Podiumsdiskussion

Podiumsdiskussion BfG Genossenschaft für Gemeinwohl in Vorarlberg, Andelsbuch
Dienstag, 8. November 2016

"Gemeinwohl, Geld und regionales Wirtschaften" - Podiumsdiskussion

Mit Coach Toni Innauer, Stefan Schneider/Raika Lech, Christine Tschütscher/BfG

Ein Abend mit Coach Toni Innauer, Stefan Schneider/Raika Lech, Christine Tschütscher/BfG, organisiert von Regionalentwicklung Vorarlberg, Werkraum und Regio Bregenzerwald

Wie können wir Geld mehr Sinn verleihen? Um dieses Thema kreiste der Abend in Andelsbuch und um das neue Denken, das damit verbunden ist. Bankkund/-innen möchten heute für jenes Geld, das sie zur Bank bringen, auch Verantwortung übernehmen, wie Franz Rüf, Organisator der Diskussion, vor den 120 Anwesenden postulierte. Das kommt der Vision der Gründung einer Bank fürs Gemeinwohl entgegen: bereits jetzt, noch bevor der Lizenzierungsprozess begonnen hat, beeinflusst sie bereits die Bankenwelt, denn die Hypo Vorarlberg arbeitet auch an einer Gemeinwohl-Strategie und wird diese bald präsentieren, wie Rüf erklärte.

Raiffeisen Lech erstellt Gemeinwohl-Bilanz

Diese Besinnung auf die gemeinwohl-orientierten Wurzeln des Bankenwesens wird auch von der Raiffeisenbank Lech vollzogen, denn die Bank erstellt seit 2012 eine Gemeinwohlbilanz, wie Vorstand Stefan Schneider erläuterte: Seither bringt sich die Bank stärker in kommunalen Projekte ein, beteiligt sich an Schulaktivitäten und Wanderwegen, verankert sich lokal. Die Mitarbeiter/-innen werden mehr in Entscheidungen eingebunden, etwa bei Werbeaktionen sowie der Auswahl des Fuhrparks und identifizieren sich dadurch mehr mit den Unternehmenszielen. Außerdem finanziert die Raiffeisen Lech nun keine Zweitwohnsitze in jenen Gemeinden mehr, wo der Ausverkauf von Immobilien durch Magnaten aus dem Ausland droht. Der Weg sei nicht unbedingt leichter geworden, aber es sei der Richtige, so der Vorstand, der auch die Gründung der BfG Genossenschaft unterstützt.

Podiumsdiskussion BfG Genossenschaft für Gemeinwohl in Vorarlberg, Andelsbuch

Kooperation statt Konkurrenz

Die Wichtigkeit der Kooperation mit anderen Banken bestätigte auch Vorständin Christine Tschütscher. Etwa mit der GLS Bank Deutschland, einer der wichtigsten Ethikbanken, die sich am innovativen partizipativen Genossenschaftsmodell der BfG interessiert zeigt und mit der nun umfassende Geschäftsbeziehungen aufgebaut werden. Tschütscher informierte über die nächsten Etappenziele Gemeinwohlkonto und Crowdfunding-Plattform. Die Gründung einer alternativen Bank sei vom Wunsch nach mehr Transparenz und Mitbestimmung im Bankenwesen geleitet und komme einem Weckruf für mehr Gemeinwohlorientierung gleich.

Sport und Gemeinwohl

Toni Innauer, ehemaliger Spitzensportler und Coach, zog an jenem Abend Parallelen zwischen Sport und Wirtschaft und machte deutlich, wie schwierig die Gradwanderung zwischen Gewinnstreben und Gemeinwohl sein kann. Etwa wenn Spitzensportler dazu angehalten werden, über gesundheitliche Grenzen hinauszugehen, oder wenn Leistungen mittels Doping künstlich hinaufgeschraubt werden: Der Sportler sei dann nicht mehr Vorbild und der Sport verliere seine Vorbildwirkung - leider verstärke sich diese Entwicklung im Spitzensport, bedauert Innauer. Einig war man sich, dass die Gründungsinitiative der BfG heute gesellschaftlich breit verankert ist: „Wir sehen uns nicht als Konkurrenz zu bestehenden Banken, sondern wir denken das Bankenwesen neu“, schließt Christine Tschütscher.